Reußischer Landschaftspark EbersdorfDas "Teehäuschen" auf einer Anhöhe des Ebersdorfer Parks.

Der historische Landschaftspark in Ebersdorf

EBERSDORF/GREIZ. Wenn man sich auf die Spuren der Reußen begibt, gehört ein Besuch des Landschaftsparks Ebersdorf unbedingt zum Programm. Das Stadt selbst liegt westlich der Bleilochtalsperre – etwa zehn Kilometer von Saalburg entfernt.Die urkundliche Ersterwähnung von Ebersdorf geht auf das Jahr 1401 zurück. Der Ort war von 1678 bis 1848 Residenz des Fürstentums Reuß-Ebersdorf. Die Fürsten der Linie Reuß ließen im 18. Jahrhundert eine Ansiedlung der Herrnhuter Brüdergemeine im Ort bauen. Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex im Zentrum des heute 1700 Einwohner zählenden Ortes ist heute noch weitgehend erhalten.

Untrennbar verbunden mit der Stadt Ebersdorf ist der 55 Hektar große Landschaftspark, der heute zu den bedeutenden Kulturdenkmälern Thüringens gehört.
Der Park ist ein Teil des Schlossensembles, zu dem das Schloss Ebersdorf als Zentrum gehört. Auf dem Parkplatz ankommend, steht man auf dem Gelände des 1874 abgebrannten alten Kammergutes und sieht auf die Rückseite des hinteren Schlossflügels. Das Schloss wurde auf den Resten eines Rittergutes in den Jahren 1692 bis 1694 errichtet – ein hufeisenförmiger Anbau erfolgte in den Jahren 1709 bis 1711. Im Auftrag Heinrich LI. (51.), des großen Gestalters der Residenz Ebersdorf erhielt die Gartenfront nach den Plänen des späteren sächsischen Oberlandbaumeisters Christian Friedrich Schuricht – übrigens auch der Erbauer der Greizer Stadtkirche St. Marien – ein klassizistisches Aussehen mit siebenteiliger Säulenreihe und schlichten dorischen Kapitelen. Bauliche Veränderungen während der Nutzung als sowjetische Kaserne, Getreidelager und schließlich bis zum Jahr 2000 als Altenheim und seither entstandene Verfallserscheinungen prägen heute das einst so prunkvolle Schloss. Seit Jahren sucht die Stadt übrigens händeringend nach einem Investor.

Heinrich X. ((1662 – 1711), der Gründer der Familie Reuß-Ebersdorf und Bauherr der Schlossanlage hatte besondere Freude am „alten Garten“, der in obere und untere Schlosswiese getrennt ist. Vom Küchenteich aus kann man schon das markante Gebäude der Orangerie sehen. Die erste Orangerie wird im Jahr 1718 erwähnt. Die „neue“ Orangerie wurde in den Jahren 1888 – 1892 nach Plänen Schurichts errichtet und diente „zum Plaisir“ und als Winterquartier für die Kübelpflanzen. Die Umbauten zu einem Restaurant erfolgten in den 1950er Jahren; die Gaststätte erfreute sich großer Beliebtheit, wurde aber aufgrund rückgängiger Gästezahlen bereits im Jahr 1989 geschlossen. Heute sind am Gebäude der Orangerie ebenfalls schlimme Verfallserscheinungen sichtbar.
Ein auf der Anhöhe des „alten Parks“ gelegene monumentale Grabstätte zieht die Blicke auf sich: das von Ernst Barlach geschaffenen Denkmal für die letzte regierende Fürstenfamilie Reuß-Schleiz. Erbprinz Heinrich XLV. hatte es in Auftrag gegeben auf Wunsch seiner Mutter Elise, die die „Ewigkeit“ nicht in der muffigen Bergkirche in Schleiz verbringen wollte. 1931 wurde die Stätte eingeweiht – sie ist das einzige Freiluftdenkmal in Thüringen, das Ernst Barlach schuf. Der Erbprinz wurde im Jahr 1945 in das Speziallager Buchenwald verschleppt, wo er verstarb. Ein Gedenkstein rechts der Grabstätte erinnert an ihn.

Ein Besuch des Ebersdorfer Parks ist sehr zu empfehlen. Nicht nur die Schönheit der Natur ist dort zu erleben, auch das Ineinandergreifen unberührt wirkender Landschaften mit geometrisch exakt geplanten Wegen und Sichtachsen mit punktuellen Blickfängen. Schön auch die vielen historisch nachempfundenen Bänke, auf denen der Spaziergänger verweilen und den Blick in die verschiedenen Richtungen genießen kann.
Für die jüngsten Parkbesucher gibt es einen schattigen Spielplatz.
Zu den bekanntesten Besuchern des Schlosses Ebersdorf gehören neben Lola Montez, einer irischen Tänzerin und Geliebten König Ludwig I. von Bayern, auch Napoleon Bonaparte.

Antje-Gesine Marsch @20.07.2015