Schmölln, Marktplatz-RathausSchmölln, Marktplatz-Rathaus Foto: Stadtverwaltung Schmölln

Knopfstadt Schmölln

Die Stadt Schmölln liegt im Landkreis Altenburger Land und kann auf eine lange und wechselhafte Geschichte zurückblicken. So erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als „Abbatia Zmulna“ im Jahre 1066 durch Kaiser Heinrich IV. Das Stadtrecht wurde zwischen 1324 – 1329 durch Heinrich II. von Plauen-Reuß verliehen. Im Jahre 1499 wurde der Bau der Stadtkirche St. Nikolai vollendet. Sie ist eine spätgotische Hallenkirche. Im Jahre 1772 wütete ein verheerender Brand, der die Bebauung innerhalb der Stadtmauer völlig zerstörte. Der Wiederaufbau dauerte 30 Jahre.

Auch im Herzogtum Altenburg konnte man wahrnehmen, dass sich Deutschland immer mehr zu einem Industriestaat umwandelte. 1861 erfolgte durch Hermann Donath die Ansiedlung der Knopfindustrie, und mit dem Eisenbahnanschluss im Jahre 1865 nahm die industrielle Entwicklung in Schmölln einen enormen Aufschwung. Bis zum Jahre 1900 verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf 10.000. Die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung von Schmölln arbeitete bis zum Ersten Weltkrieg in den 14 größten Steinnussknopffabriken. Auch Frauen und Kinder wurden in Heimarbeit beschäftigt. Sie nähten die Knöpfe auf Kartons. Die Knöpfe wurden in fast alle Länder der Welt ausgeführt. Das brachte Schmölln den Ruf als „Knopfstadt“ ein. 1913/1914 wird der Höhepunkt der Entwicklung erreicht. In dem Wirtschaftskrieg nach dem 1. Weltkrieg verlor die Schmöllner Knopfindustrie immer mehr Marktanteile. Heute gibt es in Schmölln noch zwei Firmen, die Knöpfe herstellen. Zum einen die Schmöllner Knopffabrik im nach der Wende neu entstandenen Gewerbegebiet Nitzschka. Diese ist Betriebsteil der Firma Zwerenz aus Bärnau/Oberpfalz. Hier werden seit 2005 nur noch die Rohlinge (Ronden) für die Knopfproduktion in Bärnau hergestellt.
Die Firma Wolfgang Dick produziert schon in der dritten Generation ausschließlich Knöpfe und Accessoires aus echtem Hirschhorn.
Das in einem alten und sehr schönen Fachwerkhaus eingerichtete Knopfmuseum, das sich in dem 1994 neu gestalteten Stadtpark am Fuße des Pfefferberges befindet, bietet Besuchern weitere umfangreiche Informationen über den für die Stadt so bedeutungsvollen Industriezweig. In dem im Jahr 2005 in einer ehemaligen Turnhalle errichteten Haus II des Knopf- und Regionalmuseums ist eine Vielzahl von Knopfbearbeitungsmaschinen zu betrachten.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist der aus einer Stahlkonstruktion im Jahr 1893 errichtete Aussichtsturm. Der sich auf dem Pfefferberg befindliche Ernst-Agnes-Turm ist über 30 Meter hoch und das Wahrzeichen der Stadt. Von der oberen Plattform des Turmes bietet sich den Besuchern ein herrlicher Ausblick auf Schmölln und seine Umgebung.

Schmölln ist auch auf sportlichem Gebiet nicht unbekannt. Der erste Turnverein Thüringens wurde vor über 150 Jahren in Schmölln gegründet.

Bei einem Bummel durch die beschaulichen Straßen und Gassen erkennt man schnell den Facettenreichtum der Stadt mit Wohn- und Lebensräumen für verschiedenste Ansprüche. Neu und Alt, Tradition und Moderne verbinden sich im Stadtbild auf gelungene Weise. Von besonderem Charme sind die zahlreichen Parks und Grünanlagen der Stadt. Hallen- und Freibad, Kletterhalle, SkatePark, Verkehrsgarten, zahlreiche Spielplätze sowie eine Vielzahl von Vereinen versprechen kurzweiliges Freizeitvergnügen für Jung und Alt.

Entlang des 9 km langen Wassererlebnispfades am Flüsschen Sprotte, inmitten des Landschaftsschutzgebietes „Oberes Sprottetal“, finden Wanderer, Radfahrer und Angler ein ideales Umfeld. Die Erlebnistour führt von Posterstein nach Schmölln abwechselnd durch Felder, Wiesen und Wälder. An 13 Stationen können kleine Besucher nach Herzenslust spielen und die Natur entdecken. Für die größeren Leute gibt es interessante Informationen rund um das feuchte Nass und spannende Installationen zum Ausprobieren und Kräfte messen.

Schmölln besitzt mit einer ansehnlichen Länge von 193 Metern eine der größten Marktanlagen Mitteldeutschlands. Dieser planmäßig angelegte Platz ist in seiner mittelalterlichen Ursprünglichkeit erhalten und steht in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz. Zahlreiche Geschäfte und Cafés beleben den Platz und laden zum Bummeln und Verweilen ein. Im Jahre 2005 erfolgte eine Neugestaltung des Marktplatzes samt Brunnenanlage. Rund um den Marktbrunnen läuft ein Fries mit Darstellung der Schmöllner Stadtgeschichte.

Residenz der Reußen

An der Nahtstelle zum „Pleißenland“ der Wettiner herrschten hier im 14. Jh. die Vögte von Plauen zu Greiz, genannt die Reußen. Von besonderer Bedeutung für Schmölln ist die Herrschaft Heinrich II. Reuß von Plauen, von 1306 – 1349. Seine Stellung als Vormund des Meißner Markgrafen Friedrich II. nutzend, ließ er zwischen 1324 und 1329 den Marktort mit einer bis zu 3 m hohen Umwehrung befestigen und erbaute einen Herrschaftssitz. Damit erhob er Schmölln zur Stadt. Der als Schloss bezeichnete Herrschaftssitz ist längst verfallen, nur Reste der Stadtmauer erinnern heute noch an die Stadtgründung.

Wissenswertes
Die Steinnuss

Knöpfe aus Metall, Horn, Perlmutt oder Leder sind bekannt, was aber sind Knöpfe aus „Steinnuss“? Steinnüsse sind die Samen einer Palmenart, die in Südamerika vorwiegend in Kolumbien, Ecuador und Peru wächst. Die Fruchtstände haben die Größe eines Menschenkopfes und sind bis 25 Pfund schwer. Der Fruchtstand ist zusammen gewachsen aus 6-10 Einzelfrüchten. Mehrfächrig bergen sie in jedem Fach einen Samen – die Steinnuss. Der Samen ist von einer 1 mm dicken Hülle umgeben – anfangs flüssig – später elfenbeinartig. Zunächst hatten die Nüsse keine große Verwendung, nur als Ballaststoff für Schiffe. Später entdeckte man die Verwendbarkeit für die Knopfherstellung.
1896 wurden über Hamburg die Nüsse eingeführt, die Herstellung von Knöpfen aus Steinnüssen begann.

Sehenswert

– Stadtpark mit Knopf- und Regionalmuseum
– Pfefferberg mit dem Ernst-Agnes-Aussichtsturm (Technisches Denkmal und Wahrzeichen der Stadt)
– Stadtkirche St. Nikolai
– Rathaus mit Sitznischenportal und Vorhangbogenfenster
– Historischer Marktplatz
– Brückenplatz