Doppelstadt Stadt Zeulenroda-TriebesBlick auf das Zeulenrodaer Rathaus.

Dass Zeulenroda-Triebes die Stadt auf der Höhe genannt wird, liegt sowohl an ihrer Lage 415 m über NN als auch an der Geschäftstüchtigkeit der hier wohnenden Menschen.

Der Ort Zeulenroda ist eine Gründung der Vögte von Weida. Das erste Mal wurde er 1325 als „Zu Ulenrode“ urkundlich erwähnt. Er war ein wichtiger Kreuzungspunkt historischer Straßen, wo sich die Wege der Vögte von Weida (Weida – Hof) und der Herren von Lobdeburg (Elsterberg – Auma) kreuzten. Von hier aus wurde der Verkehr aus Richtung Böhmen und Franken nach Norden weiter geführt. Durch die günstige Verkehrslage entwickelte sich bald ein lebhaftes Markttreiben, das den Landesherren, Heinrich von Gera, Herrn zu Lobenstein, 1438 veranlasste, das Marktrecht und das Stadtrecht zu verleihen. Die Stadtrechtsurkunde ist noch original erhalten. Das Marktrecht bedeutete, dass einmal im Jahr ein Markttag abgehalten werden konnte.

Die Stadt erlebte eine kurze mittelalterliche Blüte. 1500 fiel Zeulenroda als Mitgift an die Herrschaft Reuß-Greiz. Die Einwohner verarmten. Während des Bauernkrieges 1525 sahen die Bürger der Stadt eine Chance ihre Lage zu verbessern. Sie öffneten dem Bauernheer die Tore der Stadt, erlitten jedoch eine Niederlage. Die Stadt musste an die Landesherrschaft 1600 Gulden Bußgeld zahlen. Auch der Dreißigjährige Krieg verschlimmerte die Lage.
Nach dem Krieg kam es um 1700 durch die Zeugmacherei und später durch die Strumpfwirkerei wieder zum wirtschaftlichen Aufschwung und einem gewissen Wohlstand. Die zur Strumpfherstellung benötigten technisch komplizierten „Handrößchenstühle“ wurden ebenfalls in Zeulenroda gefertigt. Damit begann auch der Maschinenbau.

1790 erlebte Zeulenroda einen verheerenden Stadtbrand – eine Katastrophe, vergleichbar mit der Zerstörung im 2. Weltkrieg. Fast die ganze Altstadt fiel dem Brand zum Opfer. Der Neuaufbau prägte das Stadtbild überwiegend klassizistisch. Ein fürstliches Schloss sucht man allerdings vergebens.

Der verheerende Brand hatte auch das alte Rathaus zerstört. Der zu dieser Zeit regierende Heinrich XIX. älterer Linie veranlasste einen Neubau, welcher 1827 nach Plänen des Strumpfwarenverlegers Christian Heinrich Schopper (1787-1864) fertiggestellt wurde. Die Inschrift „Regimine Henrici XIX“ (unter der Regierung Heinrich XIX. erbaut) ist am großen Balkon zu lesen. Im Gebäude befinden sich unter anderem Lagerräume für das Brauwesen. Die Balkonzimmer des 1. Stockes waren mit Möbeln aus dem Privatbesitz des Fürsten eingerichtet.

Vielleicht war es seine dritte Residenz neben Greiz und Burgk. 1867 tritt Heinrich der XXII. die Regierung an. Er führt die Gewerbefreiheit ein. Als Heinrich XXII. 1902 stirbt, wird die Residenz aufgegeben. Besonders auffällig ist eine vergoldete Figur am Rathausturm. Sie wird im Volksmund „Gette“ genannt. Es ist die Kurzform des Frauennamens „Henriette“. Man erzählt, dass Heinrich – dessen weibliche Form Henriette ist – als Name aller reußischen Fürsten ausgewählt wurde. Die Gette symbolisiert mit Schwert und Waage die alte Stadtgerichtsbarkeit, die im Hause untergebracht war. Es ist die „Themis“, die griechische Göttin der Gerechtigkeit.

Zeulenroda war bekannt als Stadt der Strümpfe und Gewirke. Gebleichte Strümpfe wurden in alle Welt verschickt. Die größte Firma dieser Branche war die Firma Schopper. In ihren produktivsten Zeiten beschäftigte sie 1.000 Arbeitskräfte. Infolge der Weltwirtschaftskrise ging sie jedoch unter. Im letzten Viertel des 19. Jh., als die Stadt an das Bahnnetz angeschlossen wurde, gewann eine andere Branche an Bedeutung – die Möbelherstellung. Viele Jahrzehnte bestimmte sie das Profil der Stadt.

Nach der Wende verschwand dieser Industriezweig fast völlig. Nach der Rückkehr des Familienunternehmens Bauerfeind zu seinen Wurzeln in Zeulenroda, erlebte die traditionsreiche Strumpfproduktion nach der Wende eine neue Blüte.

Zeulenroda-Triebes hat ein landschaftlich reizvolles Umfeld. Seit 1976 prägt die Trinkwassertalsperre mit einer Wasserfläche von 239 ha die Umgebung. Der 5 km lange Stausee ließ Zeulenroda in den 70er Jahren zum Urlaubsort werden. Das Bio-Seehotel an ihrem Ufer und die Badewelt WAIKIKI in unmittelbarer Nähe ziehen jährlich viele Gäste an. Mit versunken im Wasser sind so manche alte Überlieferungen, Mühlen und auch der Mühlburschensteig. Er führte die wandernden Müllerburschen von Mühle zu Mühle.

Hier war auch die alte Landesgrenze zwischen den reußischen Fürstentümern und dem Großherzogtum Sachsen-Weimar. Für Zeulenroda war die Bereitstellung von Trinkwasser immer ein Problem. Durch die Lage auf der Höhe und dem geologischen Untergrund waren meist nicht genügend Quellen vorhanden. Durch die Zunahme der Bevölkerung und der Entwicklung von Handwerk und Gewerbe mussten immer neue Quellen, teilweise mit hohem Aufwand, erschlossen werden. Mitte des 19. Jh. existierten neben 20 öffentlichen noch über 150 private Brunnen.

Lohnenswert ist ein Ausflug zum Pöllwitzer Wald, einem Waldgebiet von ca. 2.000 ha. Zahlreiche Biotope und neu angelegte Naturlehrpfade geben Einblick in die heimische Pflanzenwelt. Die Pöllwitzer Teiche und das Waldgebiet gehörten bis 1919 zum Haus Reuß j. L. (Gera). Ein restaurierter Flurgrenzstein weist auf die Grenze zwischen Reuß ä. L. und Reuß j. L. hin.

Sehenswert sind auch die Sakralbauten im Zentrum der Stadt. Nicht weit vom Rathaus entfernt, die Kirchstraße hinauf, kommt man zur Pfarrkirche „Zur Heiligen Dreieinigkeit“. Sie wurde 1819/1820 nach den Plänen des Strumpfwarenfabrikanten Christian Heinrich Schopper erbaut. 1925 wurde die Trampeli-Orgel der Kirche durch die Orgelbaufirma Jehmlich aus Dresden umgebaut. Im Rahmen der Grundsanierung der Kirche zwischen 1991 und 2005 entstand im Altarraum der Kirche ein 13-teiliger Freskenzyklus „Apostel und Gemeinde“ im Auftrag des Unternehmers Hans B. Bauerfeind. Ein Kunstwerk dieses Ausmaßes aus jüngerer Zeit besitzt nicht nur in Thüringen Seltenheitswert.

Wissenswert

Zeulenroda ist auch die Heimatstadt des Erfinders der Quarzuhr – des Physikers, Prof. Dr. Adolf Scheibe (1895-1958).

Bereits 1781 befand sich in Zeulenroda eine Poststation der fürstlichen Postverwaltung Thurn und Taxis. Von Greiz nach Zeulenroda benötigte die Fürstlich Reußische Hofpost 1818 vier Stunden.
Ein besonders interessantes Beispiel für die Kunstfertigkeit der Zeulenrodaer Möbeltischler ist ein Jugendstilzimmer. Es ist ein Musterzimmer, das um 1910 von der Firma Edwin Metz für den damaligen Schah von Persien angefertigt wurde.

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Mit Sicherheit werden die Eindrücke Lust wecken, diese Region mit all ihren Naturschätzen und Sehenswürdigkeiten einmal zu besuchen.