Auf Burg Posterstein wird Geschichte lebendig – von Rittern bis Salondamen
POSTERSTEIN. Die über 800 Jahre alte Burg thront auf einer kleinen Anhöhe hoch über dem thüringischen Sprottental. Im Museum kann man die Regionalgeschichte von den Postersteiner Burgherren
und der Kulturgeschichte des Altenburger Landes bis zur Salonkultur im frühen 19. Jahrhundert ergründen. Der Musenhof der Herzogin von Kurland im benachbarten Schloss Löbichau gehört zu den interessantesten Salons in dieser Zeit. Die Ausstellung gibt einen Überblick die historischen Ereignisse, berichtet über das Reisen im damaligen Europa und lässt die Zeit des Musenhofes
auf Schloss Löbichau wieder lebendig werden. Die Herzogin Anna Dorothea von Kurland (1761-1821), eine schöne, begehrte und vor allem reiche Dame der herrschenden europäischen Adelsgesellschaft, gehörte zu jenen bekannten Salonieren des 19. Jahrhunderts, die weltoffen und geistreich gleichsam als Vermittlerinnen von Kultur und Politik agierten. Ihr Medium war die Konversation.
Als Herzogin erhielt Anna Dorothea Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen, besonders zu den Höfen in Berlin, St. Petersburg und Paris: Metternich, Alexander I., Friedrich Wilhelm III., Napoleon und Talleyrand kannte sie persönlich. Dieser Umstand ermöglichte ihr einen ganz speziellen Anteil an der Gestaltung europäischer Geschichte.
Die Zeiteinteilung in Löbichau war zwanglos und Höhepunkt des Tages war meist der Abend, der alle Gäste zur Teestunde im großen Saal des Schlosses versammelte. Es wurde geplaudert, philosophiert, gedichtet, getanzt und musiziert, manchmal spielten die Gäste auch selbst Theater, auch im Schloss Tannenfeld auf einer kleinen Bühne. Oft endeten diese Zusammenkünfte erst weit nach Mitternacht.
Die Ausstellung „Wehrhaft, wohnhaft, Haft“ erklärt die Funktion des Burgturms (Bergfried) als wichtigsten Verteidigungspunkt, aber auch als Gefängnis und als Wohnstatt. So wird ein Bogen vom Burgenbau in der Region Altenburg zum Alltagsleben auf mittelalterlichenBurgen geschlagen, über die Verteidigung im Kriegsfall bis hin zur Gerichtsführung der Burgherren. Vom 25 Meter hohen Bergfried reicht der Blick bei klarem Wetter bis ins Erzgebirge.
Darüber hinaus zeigt das Museum 2015 wieder wechselnde Sonderausstellungen zur Kulturgeschichte und Gegenwartskunst
Was es sonst noch zu erleben gibt:
Jedes Jahr machen sich bei den beliebten Kinderführungen über 2000 kleine Ritter und Burgfräulein mit den Burggeistern „Posti und Stein“ auf geheimen Wegen durch das alte Gemäuer, führen archäologische Grabungen durch oder feiern ihren Geburtstag auf der Burg.
Zu Pfingsten pilgern alljährlich Mittelalterfreunde zu den dreitägigen Ritterspielen.
Im Gerichtszimmer der Burg kann man sich standesamtlich trauen lassen und im Burgkeller lässt es sich gut feiern.
Sagenumwobene barocke Pracht in der Burgkirche
Eine alte Postersteiner Sage berichtet, dass Johannis Hopf ein Holzschnitzer gewesen sei, der auf der Durchreise durch die hiesige Gegend ein todwürdiges Verbrechen beging und daraufhin in den Kerker der Burg geworfen wurde. Während seiner Gefangenschaft soll er die Schnitzereien in der Burgkirche gefertigt haben. Als Lohn für die Ausgestaltung der Kirche, so erzählt die Sage, wandelte der Postersteiner Gerichtsherr Hopfs Todesstrafe in lebenslange Kerkerhaft um.
Wer war Johannis Hopf?
Der Sage nach: ein wandernder Holzschnitzer, der zum Verbrecher wurde und sein Leben im Burgverlies fristete. Oder war er vielmehr ein bisher unbekannt gebliebener Meister, der diese umfangreiche Kirchenausstattung als sein Lebenswerk ausführte?
Wir wissen es bis heute nicht!
Auf den Künstler weist lediglich eine Tafel mit der Inschrift „JOHANNIS HOPF 1689“ hin. Weder die Entstehung des Kunstwerkes noch die Herkunft des Künstlers konnten jedoch bisher quellenkundlich nachgewiesen werden.
Kunstgeschichtlich einmalig
Trotzdem haben wir es mit einem einzigartigen Kunstwerk zu tun, das der kleinen Burgkirche zu überregionaler Bedeutung verhilft. Kunstgeschichtlich einmalig sind Hopfs „Hohlsäulen“. Die ausgesuchten Lindenstämme hat
der Künstler zur Säule geformt, durchbohrt und auf etwa 3 Zentimeter Durchmesser ausgehöhlt, um dann darin fruchtverzierte Spiralbänder einzuschnitzen – das sucht seinesgleichen.
Wer auch immer der Postersteiner Meister war, es lohnt sich, sich selbst ein Bild davon zu machen. Besichtigt werden kann die Kirche während der Öffnungszeiten des Museums, von
Dienstag bis Sonntag immer 11, 13 und 15 Uhr.
Kontakt und Informationen
Museum Burg Posterstein
Burgberg 1
D-04626 Posterstein
Tel: +49 (034496) 22595
Mail: museum@burg-posterstein.de
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