Im Jahr 1842 wurde der Greizer Pulverturm seiner Bestimmung übergeben
GREIZ. Im Jahre 1841 suchte die Greizer Militärverwaltung für das Greizer Bataillon einen außerhalb des Städtchens gelegenen Platz zur sicheren Unterbringung von einer größeren Menge Schießpulver für die Gewehre der Greizer Füsiliere (Der Ausdruck „Füsilier“ bezeichnet in der Militärgeschichte den mit einem Steinschlossgewehr ausgerüsteten Soldaten. Anm. der Verfasserin). Man wählte im Pohlitzer Revier 35/42 die Felsenspitze des Rothberges, die im Krümmetal auf die Straße Greiz-Waldhaus herabschautund errichtete dort aus festen Backsteinen auf einer Grundfläche von 14 Quadratmetern den etwa 12 Meter hohen Turm mit vierseitigem Spitzdach und an den Ecken je ein Türmchen von derselben Form.
Vier Fenster waren mit Pfostenläden verschlossen, die Türe war besonders stark gearbeitet und mit einem kupfernen Schloss ausgestattet. 1842 wurde das Bauwerk seiner Bestimmung übergeben. Niederschriften und Zeichnungen über den Bau sind bisher nicht gefunden worden.
Vor 170 Jahren – so lange steht der Pulverturm in diesem Jahr – lud der Soldat das Gewehr aus dem Pulverhorn. Mit dem schweren Ladestock, der unter dem Lauf befestigt war, wurde ein Papierpfropfen hinabgepumpt auf das Pulver im Lauf, dann rollte die Kugel hinab und ein zweiter Propfen schloss die Ladung.
Als die alten Gewehre (Vorderlader) dem Hinterlader durch Einführung der Patrone weichen mussten, verlor auch der Pulvervorrat im Turm seine Wichtigkeit.
Einige Zahlen und Fakten aus der Geschichte des Pulverturms:
– Im Oktober 1866 kam das Bataillon des Fürsten Heinrich XXII. aus Rastatt zurück nach Greiz und wurde bald aufgelöst.
– Im Jahr 1873 gab Hauptmann Hönsch , der nach seinem Abgang aus dem Bataillon 2. Bürgermeister von Greiz wude, den Schlüssel zum Pulverturm an die Fürstliche Kammer ab.
– Ende 1873 kaufte Gürtlermeister Wilhelm Rohn als Hauptmann des Priv. Schützenkorps einige Zentner Pulver aus den Munitionsvorräten des Kontingents.
– 1875 bittet Kaufmann J.S. Rother, ihm den leeren Pulverturm zur Aufbewahrung von Schieß-und Sprengpulver zu überlassen
– 1876 erhält Maurermeister E. Herold die Erlaubnis, die von ihm zum Sprengen des Eises in der Elster angeschafften Petarden (franz.: pe`tarde Knallerei, Geknatter- ist ein Sprengmittel der militärischen Schwarzpulverära) im Turm zu lagern.
– Ab 1903 verursachte das Dach des Turms öfter Baukosten und man kam auf den Gedanken, den Turm abzureißen. (Fürst Heinrich XXII. war im Jahr 1902 verstorben und die Regentschaft übernahm Heinrich XXVII. Reuß Jüngere Linie). Dieser bestimmte schließlich, dass der Turm zur „Belebung und Verschönerung der Gegend“ erhalten bleiben solle.
– 1908 ist ein neues Dach dringend notwendig geworden. Die Schäden verschlimmern sich bis in die 1920er Jahre und das Forstamt Waldhaus empfiehlt, eine Warntafel aufzustellen – wegen abfallender Schiefer.
– 1922 mahnte die „Greizer Zeitung“, den Turm zu erhalten und nicht zur Ruine werden zu lassen. Die Gebietsregierung bietet ihn der Stadt Greiz zur Übernahme an, das Finanzamt Weimar ist nicht in der Lage, Mittel aufzuwenden, da der Turm keinen praktischen Nutzen hatte.
Schließlich wollte der Greizer Verschönerungsverein Hand in Hand mit der Stadt Greiz eine freiwillige Sammlung veranlassen für eine „durchgreifende Reparatur“ – da schenkt im Jahr 1924 ein Greizer Heimatfreund – Dr. Felix Günther – in hochherziger Weise eine sehr ansehnliche Summe zur Instandsetzung des Turmes und alle Greizer dankten es ihm aufrichtig.
Fenster und Türen wurden vermauert – Unfug wurde dadurch unmöglich gemacht.
Antje-Gesine Marsch @ 01.08.2016
nach Gotthold Roth
Quelle: Reußischer Kalender – Reußischer Volksbote 1941.