Ebersdorf liegt an den nordöstlichen Ausläufern des Thüringer- und des Frankenwaldes. Der Ort war ursprünglich ein Rittergut mit 4 Bauernhöfen.
Sein frühester bekannter Besitzer war ein Meinhard Götze. Das Rittergut wurde durch die Herren und Vögte von Gera gekauft (vor 1425) und Meinhard Götze erhielt das Gut als Lehen.
1401 wird Ebersdorf das erste Mal urkundlich erwähnt.
Nach mehrmaligem Besitzerwechsel fiel das Gut 1681 an die jüngere Linie Reuß. 1682 kaufte es Heinrich I. Reuß-Schleiz (1639-1692) für seinen Vetter Heinrich X. Reuß-Lobenstein, welcher 1683 die Regierung antrat.
Das Wohnhaus des Rittergutes war jedoch gegenüber den Residenzen seiner Verwandten kein angemessenes Gebäude. 1692 wurde mit dem Bau des barocken Schlosses begonnen und 1694 konnte Heinrich X. mit seiner Frau einziehen. Der Bau kostete über 3700 Gulden. Die vorgesehenen Kosten waren weit überschritten.
Nach einem Schlossbrand im Jahre 1696 musste das Schloss repariert werden. Die Ebersdorfer und auch die Bewohner der umliegenden Ortschaften erhielten die Anweisung, Steine aus der Saale heranzufahren.
Die Herrschaft Reuß-Ebersdorf vergrößerte sich im Jahre 1711 durch die erhaltenen Erbanteile an der Herrschaft Hirschberg. Hinzu kam auch noch bedingt durch Erbanteile die Herrschaft Lobenstein (1824).
Von 1709-1732 wurden weitere Gebäude angebaut u. a. die beiden Schlossflügel, sowie ein Turm, in den eine Uhr mit Schlagwerk eingesetzt wurde. Der Turm wurde später jedoch wieder abgerissen. Die Glocken wurden als Schmelzgut in der Ebersdorfer Kirche verwendet.
Bekannt wurde Ebersdorf auch durch die von hier ausgehende Verbreitung des religiösen Gedankens des Grafen Nikolaus von Zinzendorf (1700-1760). 1722 wird die Tochter Heinrich X., Erdmuthe Dorothea, Gräfin Reuß-Ebersdorf, mit dem Grafen Zinzendorf, dem Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine, getraut. In den Anfangsjahren wohnten die Bediensteten auch im Schloss. Viele stammten aus der Brüdergemeine. Heinrich XXIX. sorgte als Anhänger der Zinzendorfer Ideen für die Ansiedelung der Angehörigen der “Brüderschaft”.
1746 wird der Kirchensaal eingeweiht. Die Kirche ist sehr schlicht und trägt den Charakter einer Brüdergemeine. Die Orgel stammt aus der Kapelle des Ebersdorfer Schlosses. Die Kirche hat kein Längsformat sondern ein Querformat. Der Kirchensaal zeigt den typischen Gemeinschaftscharakter. Interessant ist auch der Gottesacker der Brüdergemeine. Es gibt eine Brüder- und Schwesterseite und einheitliche Grabsteine. Das älteste Grab ist von 1740. Auch Gräber von Angehörigen der Reußenfamilie sind zu finden.
1788 wurde dann wieder ein größerer An- und Umbau am Schloss vorgenommen. Die klassizistische Säulenfront des Hauptgebäudes mit den eindrucksvollen 7 Säulen entstand. Beim Bau stieß man auf den ursprünglich dort vorhandenen Wassergraben. Die Baumaßnahme erfolgte unter der Federführung des Architekten Christian Friedrich Schuricht (1753-1832) aus Dresden, der von Heinrich LI. mit Weitblick für seine Baumaßnahme ausgewählt wurde. Dieser bekannte Baumeister hat auch das “Neue Palais” in Pillnitz bei Dresden geschaffen. Die Innenausstattung wurde zu dieser Zeit ebenfalls umgestaltet.
Vom 9. – 10. Oktober 1806 bezog Napoleon im Hauptgebäude des Schlosses im sogenannten Bilderzimmer Quartier. Durch den Ort zogen ca. 200 000 Franzosen und ihre Verbündeten aus Bamberg. Die Preußen und Sachsen erlitten in diesem Feldzug bei Schleiz die erste Niederlage.
Anfang des 18. Jh. wurde auch ein Schlossgarten im Barockstil angelegt. Nach und nach wurde der Garten ausgebaut, Laubengänge, Pavillons und ein Vogelhaus errichtet. Die Orangerie, die zu dieser Zeit unbedingt zu einem Garten gehörte, wurde mehrmals verändert und 1790 in den Hofgarten verlegt. Es entstanden Baumgruppen mit ca. 600 Buchen, 200 Linden und zahlreichen Ahornbäumen. In der 2. Hälfte des 18. Jh. setzt sich dann die englische Gartenkultur durch. Der Baumeister Schuricht gilt auch hier als Schöpfer des vergrößerten Schlossparks. Eine große Anzahl von Bäumen lieferte die mit dem Garten verbundene größere der beiden Baumschulen am Pfotenteich. In der Baumschule wurden z. B. in den Jahren 1805-1810 229.400 Bäume und Sträucher aus Samen veredelt. Im Laufe der nach 1853 folgenden Jahrzehnte entwickelte sich der Park zu seinem heutigen Aussehen. Das Teichhäuschen im Park ist ein typisches Fotomotiv. Wann es gebaut wurde, ist ungewiss. 1947 stand es nicht mehr, wurde aber nach altem Stil wieder aufgebaut. Das über 100 Jahre alte Teehäuschen, auf alten Ansichtskarten auch zu finden, wurde ebenfalls wieder in Ordnung gebracht.
Südwestlich vom Park liegt das Ernst-Barlach-Denkmal. Es ist ein besonderes Kunstwerk. Heinrich XLV., Erbprinz Reuß, hat Ende 1929 Ernst Barlach (1870-1938) den Auftrag gegeben, ein Grabmahl für seine Eltern und seine zwei Brüder zu bauen. Heinrich XLV. war am Geraer Theater tätig und hat drei Schauspiele von Barlach aufführen lassen. Hier hatten sie sich kennengelernt. 1931 werden die Särge eingebracht.
Der Park ist allen Besuchern zugänglich. Bei Parkführungen werden alle Details des Parks und seiner Architektur sowie die Ortsgeschichte ausführlich erläutert. Park und Schloss blieben in Eigentum der Ebersdorfer Grafen (seit 1806 Fürsten) bis zu Heinrich LXXII., der am 1. Oktober 1848 – vom Volke vertrieben – auf den Thron verzichtet. Vom 5. Oktober 1848 an waren die Schleizer Fürsten Eigentümer von Schloss und Park. Die Revolution 1918 beließ Schloss und Park in Eigentum des Hauses Reuß durch einen Vergleich. 1948 erfolgt die Enteignung der ehemaligen Fürstenhäuser.
Noch ein außergewöhnlicher Gast bezog 1843 in Ebersdorf Quartier; die skandalumwitterte Tänzerin Lola Montez. Heinrich LXXII. lernte sie auf Reisen kennen und hat sie nach Ebersdorf eingeladen. Da sie auf einem Fest den Hund des Fürsten auf Schulkinder hetzte, die zur Begrüßung sangen und sich auch sonst nicht fürstlich benahm, musste sie das Schloss und Land verlassen.
Zu nennen wäre auch noch die Prinzessin Reuß-Ebersdorf, die Prinzessin Auguste Caroline Sophie, die im Schloss geboren wurde und später die Großmutter der berühmten englischen Königin Victoria (1819-1901) war. Die Blütezeit des englischen Bürgertums unter ihrer Herrschaft ist als die “Viktorianische Ära” in die Geschichte eingegangen.
Der Dichter Ludwig Ganghofer (1855-1920) weilte mehrmals in Ebersdorf und wanderte zum Heinrichstein (546 m), dem er ein Gedicht widmete.